
Lungentransplantation
Wann kommt eine Lungentransplantation in Frage?
Manche Lungenerkrankungen schreiten trotz optimaler Behandlung fort und können
beim Erkrankten zu dauernder schwerer Luftnot führen. Körperliche
Belastung ist dann kaum noch möglich, und die Betroffenen sind nicht
mehr in der Lage, ein "normales Leben" zu führen. Wenn alle
Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind und es keine Alternativen
mehr gibt, kann die Lungentransplantation eine Chance für Patienten mit
schwersten Lungenerkrankungen darstellen.
Wie viele Lungen sind schon transplantiert worden?
Die Lungentransplantation ist eines der jüngsten Transplantationsverfahren.
Zum Vergleich: weltweit wurden bis zum Jahr 1998 etwa 46.000 Herzen und immerhin
etwa 9.000 Lungen verpflanzt. In Deutschland gibt es mittlerweile mehrere
Transplantationszentren, die über große und gute Erfahrungen mit
der Lungentransplantation verfügen. Wenn für einen Patienten eine
Lungentransplantation in Frage kommt, sollten die behandelnden Ärzte
Kontakt zu einem Transplantationszentrum (s. u.) aufnehmen.
Wird die ganze Lunge verpflanzt?
Je nach Erkrankung ist eine Einzellungen- (einseitig), Doppellungen- (beidseitig)
oder eine Herz- Lungentransplantation notwendig. Häufig kann erst nach
Abschluss der vorbereitenden Untersuchungen entschieden werden, welches das
richtige Verfahren ist. Prinzipiell kann mit allen Verfahren die körperliche
Leistungsfähigkeit sehr gut werden. Die Nachbehandlung und Langzeitbetreuung
ist quasi für alle Lungentransplantierten gleich.
Wer entscheidet, ob eine Lungentransplantation möglich und sinnvoll
ist?
Die Entscheidung für eine Transplantation muss sowohl vom Patienten als
auch von den betreuenden Ärzten sorgfältig abgewogen werden. Für
beide Seiten ist es wichtig, gut informiert zu sein. Je besser der Patient
weiß, wie die Risiken und die Chancen einer Transplantation sind und
was genau im einzelnen auf ihn zukommt, desto besser kann er sich entscheiden
und vorbereiten.
Auch die Ärzte müssen, damit sie entscheiden können, ob für einen Patienten die Lungentransplantation eine geeignete Behandlungsform ist, möglichst viele Informationen zu diesem Patienten haben. Also über das Krankheitsbild, die Entwicklung der Erkrankung in den letzten Monaten, die Einschränkung durch die Krankheit und eventuell vorhandene Begleiterkrankungen. Daher sind meistens einige zusätzliche Untersuchungen notwendig. Bei manchen Begleiterkrankungen erhöht sich das Risiko der Operation so stark, dass nicht mehr mit einem positiven Ausgang gerechnet werden kann. Es kann also sein, dass nach den Voruntersuchungen von einer Transplantation abgeraten wird.
Wie lang ist die Wartezeit auf ein neues Organ?
Die Entscheidung, wann ein Patient für die Transplantation gemeldet wird,
ist manchmal sehr schwierig, weil die Wartezeit im Einzelfall nicht abschätzbar
ist. Sie kann wenige Monate aber auch bis zu drei Jahren dauern.
Wer verteilt die Organe?
Ist die Entscheidung gefallen, dass die Anmeldung zur Transplantation stattfinden
soll, werden die Daten des Patienten an die Eurotransplant-Zentrale in Leiden
(Niederlande) gemeldet. Jetzt beginnt die Wartezeit. Ausschlaggebend ist hierbei,
dass in der Eurotransplant-Zentrale ein optimal passendes Organ für den
Patienten gefunden wird. Während der Wartezeit muss der Patient ständig
erreichbar sein (Telefon, Handy, Scall o.a.).
Wie ist der Erfolg einer Lungentransplantation?
Der Erfolg der Transplantation lässt sich im Einzelfall nicht vorhersagen.
Viele Patienten erreichen nach der Lungentransplantation eine sehr gute körperliche
Leistungsfähigkeit, können Sport treiben und ein weitgehend "normales"
Leben führen. Einige Patienten sind auch in der Lage, wieder eine volle
Berufstätigkeit auszuüben. Aber natürlich gibt es auch Verläufe,
bei denen der Transplantationserfolg nicht so gut oder nur vorübergehend
gut ist und sich die Leistungsfähigkeit wieder verschlechtert. Zudem
können sich Nebenwirkungen der erforderlichen Medikamente einstellen.
Eine Garantie für den Einzelnen, dass der Transplantationserfolg optimal
ist, gibt es nicht.
Wie groß ist das Risiko?
Die Lungentransplantation ist ein großer operativer Eingriff bei schwerkranken
Patienten. Dies bedingt, dass ein nennenswertes Sterblichkeitsrisiko sowohl
bei dem Eingriff selbst, als auch danach besteht. Das Risiko ist in der ersten
Zeit nach der Transplantation am höchsten und nimmt im Laufe der Zeit
ab. Ein Jahr nach der Transplantation leben etwa 80% der Patienten, fünf
Jahre nach der Transplantation etwa 55%. Die ersten lungentransplantierten
Patienten in Deutschland haben mittlerweile mehr als 10 Jahre die Transplantation
überlebt.
Was geschieht nach der Transplantationen?
Nach der Transplantation sind regelmäßige medizinische Kontrollen
unbedingt notwendig. Die Nachkontrollen dienen unter anderem dazu, Abstoßungsepisoden,
Infektionen oder andere Probleme frühzeitig zu erkennen, um dann schnell
darauf zu reagieren. Sie sind somit eine wesentliche Voraussetzung dafür,
dass es einem Patienten mit seinem neuen Organ möglichst lange gut geht.
Zu den Nachuntersuchungen gehören neben Blutabnahmen, Lungenfunktionsuntersuchungen
und Röntgenaufnahmen auch - insbesondere anfangs - Bronchoskopien. Bei
einer Bronchoskopie wird unter örtlicher Betäubung ein dünner
Schlauch in die Luftröhre und die Bronchien vorgeschoben, um aus der
Lunge Sekret oder auch Proben zu gewinnen.
Was für Medikamente nach einer Lungentransplantation eingenommen
werden?
Die Medikamente, die zur Verhinderung von Abstoßungsreaktionen verwendet
werden, hemmen die Körperabwehrkräfte (das Immunsystem) und werden
Immunsuppressiva genannt. Bei der Lungentransplantation werden zur Zeit (Juli
1999) drei verschiedene Immunsuppressiva eingenommen, von denen eines Kortison
ist. Diese Medikamente haben eine Reihe von Nebenwirkungen, die zum Teil wieder
medikamentös behandelt werden müssen.
Welche Probleme treten nach einer Lungentransplantation im weiteren Verlauf
noch auf?
Bei einer Lungentransplantation ist die Behandlung mit der Operation nicht
abgeschlossen. Der Körper erkennt das verpflanzte Organ als fremd und
versucht das neue Organ abzustoßen. Diese Abstoßungsreaktion ist
normal und kommt nach jeder Art von Organverpflanzung (Herz, Niere, Leber
oder Lunge) vor. Aus diesem Grund müssen alle Lungentransplantierten
lebenslang Medikamente einnehmen, um diese Abstoßungen zu unterdrücken.
Die Immunsuppressiva hemmen aber nicht nur die Abwehrkräfte, die das
neue Organ bedrohen, sondern auch die Abwehrkräfte, mit denen sich der
Mensch gegen Infekte wehrt. Das bedeutet, dass alle Transplantierten wesentlich
infektanfälliger sind als Gesunde und die Infekte häufig schwerer
verlaufen. Die Verhinderung von Infekten durch vorbeugende Maßnahmen
steht daher an erster Stelle. Die Infektgefahr soll zum Teil durch einfache
Maßnahmen (z. B. Meiden von größeren Menschenansammlungen,
Tragen eines Mundschutzes in der Öffentlichkeit, Meiden von Kontakt zu
Tieren) verringert werden.
Wo werden Lungentransplantationen durchgeführt?
Informationen über ein "Lungen-Transplantationszentrum" in
Ihrer Nähe erhalten Sie bei:
Deutsche Lungenstiftung e.V. Adresse s.u.
oder bei:
Deutsche Stiftung Organtransplantation Emil-von-Behring-Passage 63263 Neu-Isenburg
oder bei der Patientenorganisation:
Bundesverband der Organtransplantierten e.V. Paul-Rücker-Straße 22 47059 Duisburg
Über die Deutsche Lungenstiftung
Die Deutsche Lungenstiftung ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein, der sich die Verbesserung der Situation
von Patienten mit Lungenkrankheiten zum Ziel gesetzt hat. In der Deutschen Lungenstiftung haben sich Ärzte, Patienten und
Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben organisiert. Sie stehen im Dialog mit den politisch Verantwortlichen, organisieren
Forschungsprojekte und führen Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte sowie Informationsveranstaltungen für Patienten durch.
Vorsitzender ist Prof. Dr. med. Harald Morr, ehemaliger Direktor der Pneumologischen Klinik Waldhof Elgershausen.
Die Deutsche Lungenstiftung finanziert sich ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Nicht zuletzt wird die Arbeit aber auch durch Vermächtnisse von Patienten ermöglicht.
Weitere Informationen können unter folgender Anschrift angefordert werden:
DEUTSCHE LUNGENSTIFTUNG E.V.
Geschäftsstelle, Gabriele Booz
Herrenhäuser Kirchweg 5
30167 Hannover
Tel.: 0 511 - 21 55 11 0
Fax: 0 511 - 21 55 11 3
Internet: http://www.lungenstiftung.de/

